Glossar
EDI-Projekte erfordern unterschiedlichsten Spezialwissen. In unserem Glossar geben wir Antworten auf die meisten Begriffe, die Ihnen in Ihrem EDI-Projekt begegnen können.
Was ist Peppol? E-Invoicing in Europa
Peppol (Pan-European Public Procurement OnLine) ist ein internationales Projekt und wurde im Jahr 2008 ins Leben gerufen. Peppol widmet sich der Aufgabe, offene Standards für Public eProcurement (öffentliche Ausschreibungs- und Beschaffungsverfahren), unter Berücksichtigung nationaler Lösungen und IT-Infrastrukturen, zu entwickeln und weiter zu führen. Aktuell sind elf teilnehmende Länder an Peppol beteiligt: DK, DE, FI, FR, GR, GB, IT, NO, AT, PT, SE.
Die Peppol-Standards wurden im August 2012 europaweit erfolgreich implementiert. Ab dem 01.09.2012 startete die Gruppe OpenPeppol (öffentliche und private Peppol-Interessenten) als Non-profit-Gesellschaft die Arbeit für den weiteren Ausbau und Implementierung von Peppol in Europa. Peppol ist somit auch ein Netzwerk zur Übermittlung von elektronischen Dokumenten zwischen öffentlichen Stellen und Lieferanten (B2G). Innerhalb des Netzwerkes können Beschaffungsprozesse vollständig elektronisch abgebildet werden, beginnend mit der Veröffentlichung einer Ausschreibung bis Auftragsvergabe und schließlich bis Rechnungsstellung. Durch die standardisierten Prozesse und Formate können sogar KMU auch grenzüberschreitend an öffentlichen Ausschreibungsprozessen teilnehmen, ohne internationale Niederlassungen haben zu müssen.
Peppol bietet also eine Infrastruktur innerhalb der EU mit einheitlichen Prozessen und Formaten, wobei bestehende nationale Lösungen und EDI-Netzwerke nicht verdrängt oder abgelöst werden, sondern diese vielmehr über eine Peppol-Schnittstelle integriert und eingebunden werden. Dieser elektronische Nachrichten-/Dokumentenaustausch umfasst Geschäftsdokumente wie Kataloge, Lieferantendokumentationen, Bestellungen und Rechnungen.
Wofür Peppol?
In Deutschland ist spätestens seit 27.11.2020 das Senden und Empfangen von XRechnungen im B2G Umfeld verpflichtend. Diese gesetzliche Vorgabe kann über Peppol abgebildet werden. Für die Versendung von XRechnungen gibt es zwar Alternativen wie Web-Upload, E-Mail oder DE-Mail. Jedoch keiner der zuletzt genannten bietet eine elektronische Empfangsbestätigung einer versendeten XRechnung, die auch im ERP-System des Rechnungssenders visualisiert werden kann. Peppol ermöglicht darüber hinaus die korrekte Zustellung an den Rechnungsempfänger und die fristgerechte Verarbeitung der Rechnung, was bei einem Rechnungsversand über E-Mail kaum gegeben ist.
Weitere Vorteile für eine Anbindung an das Peppol Netzwerk:
- neben der standardisierten E-Rechnung kann der gesamte Beschaffungsprozess elektronisch abgebildet werden
- vereinfachte Arbeitsprozesse und Kostenreduzierung
- sicherer, standardisierter Nachrichtenaustausch
- alle Mitglieder des Peppol-Netzwerkes können miteinander interagieren
Wie schließe ich mich an das Peppol-Netzwerk an?
Die Anbindung an das Peppol-Netzwerk ist über einen zertifizierten Peppol-Partner, dem sogenannten Peppol Access Point, möglich. Aktuell gibt es über 200 Peppol Access Points. Hat man sich an einem dieser Access Points angeschlossen, bekommt man eine Peppol-ID zugewiesen, die aus der eigenen Handelskammernummer, der MwSt.-Nr. sowie der Ust-ID-Nr. besteht. Die Peppol-ID dient der Authentifizierung und Identifikation der Mitglieder/User und ermöglicht damit einen sicheren Nachrichtenaustausch mit allen Peppol-Netzwerk-Mitgliedern.
Peppol 4-Corner-Modell
Das Peppol Kommunikationsmodell regelt die elektronische Datenübertragung zweier Peppol Access Points (AP). Die Kommunikation basiert auf einer Profilierung des AS4-Protokolls. Für einen sicheren und standardisierten Nachrichtenaustausch sind zwischen Sender-AP (Corner 2) und Empfänger-AP (Corner 3) zwei Instanzen geschaltet: Die Peppol SMP (Service Metadata Publisher) und der Peppol SML (Service Metadata Locator).
Die Peppol SMP ist mit einem technischen Verzeichnis vergleichbar, das Metadaten (wie Peppol-ID, Zustelladresse, unterstützte Geschäftsprozesse und Dokumentenarten) mehrerer Peppol-Mitglieder beinhaltet. Dabei gibt es in Europa eine Vielzahl von SMP-Servern bei denen alle Empfänger-APs registriert sind. Den Service Metadata Locator (SML) hingegen gibt es nur einmal im gesamten Peppol-Netzwerk. Dieser dient als Schnittstelle zwischen den SMPs und dem DNS (Domain Name System) und sorgt dafür, dass ein Sender-AP den richtigen Empfänger-AP erreicht.
Der Sender (Corner 1) schickt eine XRechnung an den Sender-AP (Corner 2), bei dem er registriert ist und teilt dabei die Peppol-ID des Empfängers mit. Über die Empfänger-ID erstellt Access Point 2 den korrekten DNS-Namen des Rechnungsempfängers (Corner 4) und erreicht dadurch den zugehörigen SMP-Server. Hier wird geprüft, welcher Empfänger-AP (Corner 3) erreicht werden soll und ob die mitgegebene XRechnung dessen Anforderungen entspricht. Nach dieser Prüfung leitet Access Point 3 die XRechnung an den Empfänger (Corner 4) weiter.